LEBENSFREUDE

Bergglück auf zwei Beinen

Neulich spürte ich mal wieder das starke Bedürfnis, alleine in die Berge zu gehen. Für mich ist das ein kleines Wundermittel gegen Blockaden oder Seelenstress. Sobald sich meine Beine in der Natur bewegen, bewegt sich automatisch auch mein Gehirn. Das, was zuvor noch ein riesiger, dunkler Haufen wirrer Gedanken war, löst sich nach und nach auf. Wenn es die Zeit erlaubt, packe ich in solchen Situationen sorgsam meine Wanderschuhe, Rucksack, Stöcke und natürlich reichlich Proviant für den Ausflug ein.

Es war ein ziemlich heißer Tag Ende Juni und viele Menschen denken, es sei dann besonders anstrengend, auf einen Berg zu marschieren. Ist es aber nicht, wenn man einfach früh genug losfährt und natürlich auch eine schattigere Tour aussucht. Viertel vor 9 Uhr stand ich auf dem Parkplatz vom Hirschberg, in der Nähe des schönen Tegernsees und wanderte über angenehm schattige Forstwege und waldige Steige Richtung Gipfel. Im Gleichklang mit meinen Beinen spürte ich auch in meinem Kopf immer mehr Freiheit. Vielleicht bist du auch ein Natur- und Sportfreund – dann weißt du genau, wie sich diese Symbiose anfühlt.

Um mich herum war es so wunderbar ruhig. Nur ein leichtes Summen lag in der Luft. Es roch angenehm nach Holz und Sommer. Manchmal schien die Sonne durch das dichte Laub und zauberte mit ihren Strahlen eine mystische Atmosphäre in die Wälder. Nach einer Weile erreichte ich den steilsten Teil der Wanderung, am Fuße des Versorgungslifts, der zum Hirschberghaus gehört. Dort nahm ich auf einer urigen Holzbank Platz und ließ mir zum Frühstück meine leckere Käsesemmel schmecken. Nüchtern wollte ich den etwas steilen Anstieg nicht so gerne bewältigen.

Reichlich gestärkt und meinen Durst mit Wasser gestillt, ging ich weiter. In vielen Kurven schraubte sich der felsige, schmale Felsweg nach oben. Immer wieder blieb ich stehen und konnte mich einfach nicht sattsehen: unglaublich schöne Ausblicke auf die Alpen, saftige Almwiesen und der zauberhafte Tegernsee. Obwohl ich diese Wanderung schon Dutzende Male gegangen bin, ist sie für mich jedes Mal eine Offenbarung. Ich spürte so viel Dankbarkeit und Glück in meinem Herzen.

Natürlich hielt ich einige dieser Motive mit dem Handy fest und musste aufpassen, vor Freude nicht wieder und wieder ähnliche Fotos zu schießen. Nachdem ich das Hirschberghaus hinter mir gelassen hatte, konnte ich den Gipfel sehr deutlich erkennen. Genau vier Menschen saßen auf der runden Holzbank um das Kreuz. In diesem Moment wünschte ich mir, ganz für mich alleine dort oben sein zu dürfen. Nach knapp 30 Minuten erreichte ich die Bergspitze und war sehr glücklich, da sich mein Wunsch erfüllte. Ich bekam die seltene Gelegenheit und durfte dieses traumhafte Bergpanorma tatsächlich exklusiv genießen. Fairerweise muss ich noch ergänzen, dass es ein Tag unter der Woche war. Am Wochenende sieht es hier oben definitiv anders aus. Umso mehr war ich happy darüber.

Zu meinen Füßen glitzerte der Tegernsee in schönstem Türkis. Hinter mir ragten massive Berge in die Höhe und der Himmel war in sattes, strahlendes Blau getaucht. Mein Gedankenkarussell hat sich schon auf dem Weg hier rauf immer langsamer gedreht. Doch nun stand es still und endlich kam mein Kopf zur Ruhe. Bewegung in der Natur scheint mein persönlicher Weg zu innerer Gelassenheit zu sein. Entspannt und fröhlich trat ich nach einer längeren Sonnenpause den Rückweg an. Glück kann so viele verschiedene Facetten haben.

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