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The floating spirit of Bali oder warum du deiner spirituellen Fügung vertrauen darfst – Teil 3

Die Ruhe und der Frieden, die mich bereits am ersten Tag in Ubud erfüllten, durfte ich auch während meines restlichen Aufenthalts an diesem magischen Ort erleben. Wenn man alleine reist, ist man meiner Erfahrung nach offener für andere Menschen, Eindrücke und Schwingungen. Ein besonderes Erlebnis machte ich am nächsten Tag, als ich mir in meiner Lieblingsstraße, in einem netten kleinen Warnung, ein spätes Mittagessen schmecken ließ. Mir gegenüber saß eine sympathische Frau in Begleitung eines ebenso sympathischen Mannes, die sich angeregt unterhielten und dennoch manchmal zu mir sahen. Keine 24 Stunden später sah ich dieselbe Frau alleine in einem anderen Warung auf der anderen Straßenseite sitzen, was ich schon ein bisschen verrückt fand. Vor allem wenn man bedenkt, dass Ubud rund 40.000 Einwohner zzgl. Touristen hat. Doch es wurde noch verrückter. Als ich am nächsten Morgen bei typisch balinesischen Klängen mein leckeres Frühstück im Homestay genoss, musste ich mir meine Augen reiben. Wer kam da aus der anderen Wohnung und steuerte einen freien Tisch an, um ebenfalls zu frühstücken? Es war wieder die Frau, die ich bereits zwei Mal zuvor im Zentrum traf.

Das konnte kein Zufall sein! Sie erkannte mich auch gleich wieder und wir mussten beide über diesen „Zufall“ lachen. Wie sich schnell herausstellte war auch sie ein Mensch, der mit beiden Beinen im Leben steht und zugleich über ein ausgeprägtes, spirituelles Bewusstsein verfügt. Sie war Holländerin, hieß Nushka, reiste auch alleine durch Bali und hatte den Mann lediglich beim Essen im Warung kennengelernt. Genau wie ich hatte sie noch ein paar Ziele für diesen Ort.

Dazu gehörte u.a. mein Herzenswunsch – die Besteigung des Gungun Baturs – den zweit-höchsten Vulkan der Insel. Das Besondere dieser Bergtour war allerdings, dass der Gipfel bereits bei Sonnenaufgang erreicht werden sollte. Also ein Weg durch absolute Dunkelheit und ein unvergessliches Erlebnis. Der Eigentümer des Homestays organisierte für uns eine Vulkantour, die von einem einheimischen Guide geleitet wurde. Gemeinsam mit zwei kanadischen Pärchen steuerten wir zunächst das Basecamp an, in dem wir pappige Pancakes mit Banane und Schokolade als Stärkung bekamen. Kohlenhydrate pur, die wir angesichts des anstrengenen Wegs auch gut brauchen konnten. Weiter gings mit Stirn- und Taschenlampen immer steil noch oben. Lustig war, dass wir natürlich nicht alleine gingen, sondern mit Dutzenden anderer Verrückter. Das Ganze sah aus, also ob sich Schwärme von Glühwürmchen nach oben, Richtung Gipfel schraubten. Alle mit demselben Ziel. Sonnenaufgang auf dem Gunung Batur. Ich hatte so viel über diesen Vulkan gelesen. Es gab wohl verschiedene Routen mit unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden und Streckenlängen.

Da ich ja außer dem funzeligen Licht direkt vor mir nichts sah, waren meine Sinne aufs Hören und Tasten gepolt. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht gesehen habe, wo wir entlang wanderten. Rechts und links ging es teilweise sehr steil hinunter und der Boden war mal felsig, mal mit Vulkanerde überzogen und daher ziemlich rutschig. Im Gegensatz zu den ansonsten sehr heißen Temperaturen war es hier oben kalt und mein Strand-Sarong diente mir nun als wärmender Schal. Gut, dass ich ihn noch in meinen Rucksack gestopft hatte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir etwas matt aber zufrieden auf dem Gipfel an und ich sah – nichts! Es waren noch rund 30 Minuten, bis sich endlich die Sonne am Horizont zeigen sollte. Bis dahin wärmten sich die Wanderer mit heißem Tee und Kaffee, den ein kleines Hüttchen zu stolzen Preisen anbot. Selten habe ich einen Tee so genossen. Eingekuschelt in meine Fleecejacke, meinen Sarong um den Hals gewickelt, saß ich auf meinem kleinen Alukissen und wartete, dass es langsam los geht. Nach einigen Minuten sah man, wie sich der Horizont langsam verfärbte. Er war in mildes Gelb und Lila getaucht und offenbarte einen ersten, scheuen Blick auf das Tal, das sich unter einer zarten Nebeldecke verbarg. Langsam veränderte sich das Licht, es wurde heller und wie aus dem Nichts schieb sich die Sonne im Zeitlupentempo in den Horizont. „The sun is coming“ rief ein junger Kerl neben mir voller Euphorie. Ab da ging es ziemlich schnell.

Die Sonne stieg rasch immer höher und höher und erwärmte die Luft – endlich. Neben uns spielten kleine Affen und wollten sich frech unsere Bananen schnappen. Wilde Hunde schlichen vorsichtig aus den Büschen und waren ebenfalls auf der Suche nach Nahrung und ein paar Streicheleinheiten.

Schließlich stand der gelbe Planet ganz oben und bot uns einen unvergesslichen Ausblick. Wir sahen auf die Dörfer unter uns, den schmalen, steilen Aufstieg, eine üppige Vegetation und den höchsten Vulkan der Insel, den Gungung Agung. Ich spürte eine unglaubliche Dankbarkeit und Glück, dass ich als Bergfreund so etwas Wundervolles erleben durfte.

Nie zuvor war ich auf einem Vulkan und noch nie erklomm ich einen Berg zum Sonnenaufgang. Für mich ein außergewöhnliches und aufwühlendes Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Hier oben schienen sich blockierende Gedanken oder verdrehte Gefühle aufzulösen. Nichts schien mehr wichtig zu sein, außer diesen Moment im Jetzt zu erleben. Um mich herum strahlten auch die anderern Wanderer und schienen erfüllt von Freunde zu sein. Geballte positive Energie, die uns alle vereinte. Unser Guide führte Nushka, mich und die beiden kanadischen Pärchen über eine andere Route hinab ins Tal. Wir kamen an würzigen Stauden und duftenden Blumen vorbei und erhaschten in jeder Kurve neue Ausblicke auf die Landschaft. Jeder zückte sein Handy oder die Kamera und wollte diese berührenden Momente unbedingt festhalten. Wie gut, dass ich mir noch vor der Abreise eine extra große SD-Karte gekauft habe. Denn es sollten weitere Abenteuer in Ubud auf mich warten.

2 Kommentare

  • Petra
    28. September 2018 at 10:35

    Liebe Suzanne, danke für diesen wundervollen Einblick, ich bin schon sehr gespannt auf Deine weiteren Abenteuer in Ubud …. 😉

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    • Suzanne
      28. September 2018 at 22:32

      Liebe Petra, wie schön, dass dir meine Bali-Geschichte gefällt. Im vierten/ letzten Teil gibt’s nochmals inspirierende Momente…..

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