HERZ & SEELE / INSPIRATION / KRAFTQUELLEN / LEBENSFREUDE

Mut, Urvertrauen und Glück. Eine Liebesgeschichte.

„Es freut mich sehr, dass ich meinen ersten Gastbeitrag veröffentlichen darf. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die ich inspirierend und wunderschön finde.“ Suzanne

2017 war ein Jahr in dem alles anders kommen sollte, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Ich änderte mein Leben für die Liebe und zog nach 19 Jahren Innenstadtleben mitten aufs Land. Mein Verstand sagte mir, dass ich mir nach einer gescheiterten Beziehung erst Mal ein eigenes gemütliches Nest bauen sollte. Doch mit einem Paukenschlag kam alles anders als gedacht.

Im April 2017 traf ich mich mit einer Freundin in einer beliebten Bar, in der sich vor allem die„einsamen Herzen“ der Stadt tummeln, um gesellig dem Frankenwein zu frönen. Abgesehen, dass wir zu diesem Zeitpunkt beide keine einsamen Herzen waren, sahen wir dennoch dem fröhlichen Treiben gerne zu.

Das Lokal ist wie ein langer Schlauch aufgebaut. Wir saßen an der zugigen Tür. Vom anderen Ende her erhaschten wir hin und wieder von zwei männlichen Schoppentrinkern ein paar flüchtige Blicke. Da ich mit meinen Kontaktlinsen auf die Entfernung und bei schummrigem Licht schlecht sehe, konnte ich die beiden Männer nur schemenhaft erkennen. Irgendwann gingen wir Mädels an die frische Luft, um draußen eine Zigarette zu rauchen. Wenige Augenblicke später kamen die zwei Männer und gesellten sich zu uns. Einen der beiden verwechselte ich mit einem Bekannten und sagte „Bist du es, Armin?“ Er drehte sich um und meinte überrascht „Welcher Armin?“ Sofort erkannte ich ihn an seiner Stimme und aus mir platzte: “Ralph, du bist es ja!“ Bei ihm fiel der Groschen, nachdem ich mich vorstellte mit „Ich bin die Mama von der Kim, Jacqueline.“ Ralph plumpste aus allen Wolken. Er hatte mich zwar erkannt, aber konnte sich nicht mehr an meinen Namen erinnern. So eigenartig es klingt, aber Ralph hier in einer Bar in der Stadt zu treffen, auf den Gedanken wäre ich niemals gekommen.

Ralph und sein Kumpel plauderten mit uns, als wäre die Zeit stehen geblieben. Es lag ein seltsames Vertrautheitsgefühl in der Luft. Sein schelmisches Lachen und seine strahlenden Augen, sein Humor und sein Witz faszinierten mich. Ich fühlte mich wohl. Ralph sah immer noch so gut aus wie früher. Mit den Geschichten, die unser Leben in den vergangenen Jahren schrieb, verflog der Abend. Irgendwann blätterten wir in unseren Handys und stellten amüsiert fest, dass wir uns nach all den Jahren immer noch gegenseitig im Speicher hatten.

Ich bin nicht der Typ, der sich rasch auf einen Kaffee in der nächstmöglichen Mittagspause trifft, was Ralph’s Idee war. Mit einer solchen ist er übrigens bei mir nach einem Wiedersehen beim Metzger vor etwa 5 Jahren daneben gelandet, als er mir wenige Tage später eine SMS-Käffchen-Einladung schickte. Er bekam keine Antwort von mir. Ich fing wieder an zu überlegen, wie ich den Kaffee geschmeidig umgehen kann, schließlich bin ich in einer Beziehung und das wusste er. Mir ging das alles zu schnell. Oder doch einen harmlosen Kaffee trinken? Ganz nett wär’s ja! Ich spürte, der Mann bewegt etwas in mir! Meine Gedanken fingen an zu kreisen. Wir blieben noch ewig in der Bar und machten uns als letzte auf den Heimweg. Ralph erzählt heute noch davon, dass sein Freund ihm damals auf dem Weg zur Bar geraten hat, „locker lassen – dann kommt die Richtige von allein“. Wie weise, denn sie kam und nur eine Stunde später!

Nach etwa zwei Wochen, an einem Freitagabend, ließ ich mich dazu hinreißen, und traf mich mit Ralph beim Italiener meiner Wahl. Auf unserer Agenda stand, die Elternsprecherzeit im Nachgang zu besprechen. Schöne Idee Ralph, wie einfallsreich er doch ist. Er wollte mich zu Hause abholen. Das ist grundsätzlich sehr nett, dennoch zog ich mein Rad als Fortbewegungsmittel vor und wollte für den Fall der Fälle flexibel sein. Einerseits fühlte ich mich unehrlich, mich heimlich mit einem anderen Mann zu treffen, aber ich freute mich auf den Abend und war ziemlich aufgeregt. Ich redete mir ein, es sei normal sich mit einem Bekannten aus der Elternsprecherzeit zu treffen, um die Schulzeit und Lebenswege unserer Kinder Revue passieren zu lassen. Der Abend wurde wunderschön. Wir hatten uns so viel zu erzählen, dass wir nicht mitbekamen, dass wir wieder die letzten Gäste waren und führten unsere Gespräche noch eine Weile auf der Straße fort. Ich kann mich nicht erinnern, mit welcher Verabschiedung wir dem Abend ein Ende gesetzt haben, aber ich schwang mich vergnügt auf mein Rad und fuhr nach Hause.

Später gestand mir Ralph, es sei der Abend gewesen, an dem er sich in mich verliebt hatte. Es folgten vereinzelte Käffchen in der Mittagspause, vor denen ich aufgeregt wie ein Teenager war. Ich ahnte, dass er sich verliebt hatte. Um ihn nicht zu verletzen, schickte ich ihm zwei Killer-SMSen – wie er sie bis heute nennt. Ich hatte nicht vor, mein Leben zu ändern und schrieb ihm:, „Ich bin zufrieden und glücklich und bitte respektiere das“. Nach der zweiten SMS fragte ich mich selber, ob ich das, was ich da geschrieben habe auch wirklich meine. Eigentlich konnte ich mir die Freundschaft zu Ralph nicht mehr wegdenken. Trotzdem beschloss ich, mich noch mal mit ihm auf einen Kaffee treffen, um ganz klar zu sagen, dass das mit uns nicht geht. Eine sehr gute Freundin stellte mir damals die Frage „Jacqueline, kannst Du Dir vorstellen, die nächsten fünf Jahre noch so mit T. zu leben?“ Meine Antwort war ein promptes NEIN! Das war der Zeitpunkt, an dem unsere Geschichte ihren Lauf nahm und mich mein Gefühl in Ralphs Richtung schubste.

Bereits vor 11 Jahren lernte ich ihn kennen, als wir uns beide als Elternsprecher der 5./6. Schulklasse unserer Kinder am Gymnasium zur Verfügung stellten. Später erzählte mir Ralph, dass er sich nur dafür gemeldet hatte, weil ich ihm sofort sympathisch war und er sich eine Zusammenarbeit mit mir sehr gut vorstellen konnte. .Ich weiß noch, dass ich mich immer gefreut habe ihn zu sehen und jedes Treffen einen beschwingten Abschluss fand. Ralph war damals noch verheiratet. Für mich ein absolutes No Go, mir mehr als eine nette Bekanntschaft vorzustellen! Ich war alleinerziehend und sehr mit mir beschäftigt. Nachdem unsere Kinder Kim und Victor in verschieden Zweige gewechselt haben und damit auch in verschiedene Klassen kamen, führten wir unsere Elternsprecherposten nicht mehr fort und verloren uns aus den Augen.

Einen Tag nach dem Bar-Abend besuchte mich meine Tochter Kim. Ich erzählte ihr von dem Wiedersehen. „Du erinnerst Dich an Ralph, den Papa von Victor?“ Kinder bekommen ja viel mit und schon gar meine Tochter. Wir hatten damals schon eine sehr freundschaftliche Beziehung und sprachen offen über unsere Beweggründe. Und tatsächlich muss Kim damals sehr sensible Mama-Fühler gehabt haben, denn sie sagte prompt: „Mama, den fandest Du doch damals schon so attraktiv.“ Ich war überrascht darüber, was ich damals wohl ausgestrahlt habe. Bin ich nicht nur einfach gut gelaunt von den Elternsprechertreffen nach Hause zurückgekehrt?

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr war die erste Wiederbegegnung mit Ralph. Nach zweieinhalb Monaten zog ich bei ihm ein. Meinem damaligen Lebenspartner gestand ich, dass ich mich verliebt habe. Eine Stunde später wurde ich auf’s Land geholt und blieb dort.

Nach dem Einzug bei Ralph traf ich mich fröhlich mit Kim und erzählte ich ihr davon. Sie fand es verrückt und zugleich freute sie sich für mich. Schließlich hatte sie sich immer gewünscht hat, dass ich glücklich werde. Wenige Stunden später kam sie doch ins Zweifeln und überflutete mich mit Whatsapp-Nachrichten, die mir den Kopf waschen sollten: „Mama, wie kannst Du nur nach H. ziehen, Du bist doch eine Stadtmama.“. „Ihr kennt euch doch noch gar nicht.“ „Hättest Du Dir doch erst mal eine eigene Wohnung genommen.“ „Wie soll ich nach H. kommen, ich habe kein Auto.“ „Du weißt, dass wir uns dann nicht mehr so oft sehen können.“! Auch Ralph sprach mit seinem Sohn Victor über die veränderte Situation und er äußerte ähnliche Bedenken wie Kim. In unseren Freundeskreisen waren alle überrascht, vor allem wegen unserer enormen Geschwindigkeit. Dennoch bekamen wir ausnahmslos positive Reaktionen auf unseren Mut.

Ralph und ich sind erst zusammengezogen und haben uns danach kennengelernt. Entgegen der meisten Menschen, die sich vor dem Nestbau kennen lernen. Mit viel Toleranz, Offenheit, Neugier und Bauchgefühl, fanden wir unser Glück. Hoffentlich für die Ewigkeit.

Jacqueline

2 Kommentare

  • Linda
    24. April 2018 at 18:04

    Es klappt halt nur, wenn man es nicht sucht … ?

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    • Suzanne
      29. April 2018 at 18:36

      …da hast du absolut Recht. Am besten, man bleibt schön bei sich…dann darf das Glück anklopfen..

      Reply

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